Leitvorstellung / Kriterium / Indikator

Gruppe Bewertungsgegenstand Leitvorstellungen Kriterien Indikatoren
Wanderungsbewegung

(mit dieser Gruppe ist schwierig, da Wanderungsbewegung eigentlich ein Teil der gesellschaftlichen Strukturen ist)

Migrationsdynamik Die Lebensbedingungen einer Region müssen derart gestaltet sein, daß die Bevölkerung nicht gezwungen ist, zu migrieren (Sozialwissenschaftler)
  • Bevölkerungs-
    entwicklung
  • Abwanderungsrate
  • Zuzugsrate
  • Geburtenrate
  • Sterberate
 
Es müssen drei Grundtypen von Migration unterschieden werden:  
 

 

 
a) historische Migration
in der vorrepublikanische Entwicklung Brasiliens
(bis Mitte des 19. Jhd.)

 
  • zentralstaatliche Entwicklung
  • planerische Elemente in der Politik

 

 

 

 
  • Koordination ökonomischer und demographischer Entwicklung

 

b) landschaftsspezifische Migration
  • landschaftliche Gliederung
  • Landbewirtschaftung

c) sozialökologische bzw. sozialstrukturelle Migration


 

 
Es kann nicht Ziel sein, die zirkuläre Migration einzudämmen, nur die absolute Migration soll eingedämmt werden (Sozialwissenschaftler)
  • Migrationsauslöser
  • Einkommenssituation
  • (soziale) Familienstruktur
  • soziale und wirtschaftliche Drucksituation
  • politische Strukturen
  • (Trockenheit über Einkommenssitua-
    tion u. Landwirtschaft)
  • (Landwirtschaft)
  • (technische Wasserverfügbar-
    keit)

Weiter können drei Grundtypen von Migration unterschieden werden:



1. Normale Arbeitsemigranten
1.1 zirkuläre Abwanderung für Saisonarbeit in der Landwirtschaft
  • Dauer der Abwanderung
  • Bedingungen der Landwirtschaft



1.2 temporäre Abwanderung vom Land in Stadt zwecks Arbeitssuche (z.B. Bauarbeit, saisonale Industrien, Hauswirtschaft ...)
  • Dauer der Abwanderung
  • Erwerbsarbeits-
    bedingungen



1.3 Wanderungen in Modernisierungspools innerhalb der Region (z.B. Agrarreformdörfer, Kolonisationsprojekte, Bewässerungskooperatio-
nen, Agroindustrien)
  • staatliche Unterstützung der Regionalentwicklung einer Region
  • Entstehung entsprechender Projekte



1.4 Wechsel der Landstelle
  • Landbesitzstrukturen
    Landkompensation
  • soziale Strukturen
    Heirat, Solidarität
  • Konfliktpotential
    Konflikte
  • Unzufriedenheit

2. Intraregionale Krisenkompensations-
wanderungen (ausgelöst durch Klima, Politik, Wirtschaft etc.)

2.1 innerhalb der Verwandtschaftsnetze
  • soziale Strukturen
    (familiale Solidarität in Krisenzeiten)



2.2 zeitweilige Land-Stadt-Wanderung zur ökonomischen Krisenbewältigung (in Klein- u. Mittelstädte, Metropolen)
  • Urbanisierungsgrad
  • Entfernung zur Metropole



2.3 Wanderung von Fazenda zu Fazenda (Landarbeiter)
  • Landbesitzstrukturen
  • Bedingungen der Landwirtschaft

3. Interregionale u. intersektorale Wanderung
3.1 Vertreibung durch Modernisierung in der Agrarproduktion und durch Landspekulation
  • Nutzung auch marginaler Böden für Cash-crop -Plantagen o. zur Weidewirtschaft
  • Arbeitskräfteredu-
    zierung durch modernere Pro-
    duktionsmethoden



3.2 Klimabedingte Abwanderung
  • Wassermangel
  • Ernte- und Versorgungsausfälle
  • strukturelle Krisen u.ä. als Auslöser



3.3 Moderne Landfluchtbewegungen (durch generelle Abwertung ländlicher Lebensverhältnisse, regionale Disparitäten)
  • Urbanisierungsgrad
  • Entfernung zur Metropole


Seßbarmachung wird als ein Ziel des Projektes genannt (Sozialwissenschaftler)
  • Einkommenssituation
  • (soziale) Familienstruktur
  • politische Strukturen
  • realisierte Wiederansiedlung


Verbesserung der Lebenssituation: Die Lebensbedingungen einer Region müssen derart gestaltet sein, daß die Bevölkerung nicht gezwungen ist zu migrieren (Sozialwissenschaftler)
  • Einkommenssituation
  • Pro-Kopf-Einkommen
  • EK aus Subsistenzproduktion
  • Ausgaben



  • (soziale) Familienstruktur
  • Anzahl Haushaltsmitglieder
  • Familienbezüge



  • politische Partizipation
  • Organisationsbereit-
    schaft
  • Nachbarschaftshilfe

Gruppe Bewertungsgegenstand Leitvorstellungen Kriterien Indikatoren
Gesellschaftliche Strukturen Sozialstruktur

  • persönliche Planung / Zielvorstellung sind Bezugspunkte
  • Bildungsgrad
  • Familienstruktur
  • Landbesitz
  • Einkommenssituation

soziale Entwicklung

  • der durchschnittliche Ausstattungsgrad mit Wasseranschlüs-
    sen ist ein wichtiger Indikator für den Grad der sozialen Entwicklung (er lag 1990 bei 45 je 100 Haushalten)
  • Urbanisierungsgrad

soziale und wirtschaftliche Drucksituation

  • Ritualisierte Landwirtschaft als Krisenphänomen ist ein Indikator für soziale u. wirtschaftliche Drucksituation

Gruppe Bewertungsgegenstand Leitvorstellungen Kriterien Indikatoren
Ökonomie wirtschaftliche Strukturen sind eine Zustandsgröße
Inflation ist ein Kriterium wirtschaftlicher Strukturen



Arbeitsplätze sind ein Kriterium für wirtschaftliche Strukturen



  • Infrastruktur
  • Wasserleitungsnetz
  • Stromanschlüsse
  • medizinische Versorgung
  • Schulen u. Bildungseinrichtungen
  • Verkehrsanbindung
  • Urbanisierungsgrad
  • Zugang zu Märkten
  • Vermarktungs-
    möglichkeiten


der Übertritt in eine monetäre Gesellschaft wird von den Brasilianern als Fortschritt betrachtet
  • Geldwirtschaft
  • informeller Sektor als soziokulturelle Beschreibung (Kriterium)
  • Erwerbseinkommen
  • Ausgaben


"Die Förderung von Klein- und Mittel-
betrieben ist bisher noch ungenügend besonders im Bereich der Verarbeitung und Veredelung landwirtschaftlicher Produkte, welcher Grundlage für eine räumlich weit gestreute und arbeits-
intensive Industrie sein könnte." (SB Bd. I, S. 23f)

  • Landbesitzstrukturen
    bis 50 ha = Kleinbetriebe
    50 - 500 ha = mittlere Betr.
    über 500 ha = Großbetriebe

sozioökonomische Rahmenbedingung
sinnvolle Betrachtung nur in Zusammenhang mit Bevölkerungsdichte bzw. Haushaltszahl möglich

Einkommenssituation

  • Pro-Kopf-Einkom-
    men Indikator für Einkommenssituation
  • Wertschöpfung: Indikator für Einkommenssituation ??



  • Landbesitzstruktur
  • Eigentümer
  • Kleinbauern
  • Wohnpächter
  • illegale Landbesitzer
  • Betriebsflächen

Gruppe Bewertungsgegenstand Leitvorstellungen Kriterien Indikatoren
Landnutzung Landwirtschaftliche Produktion (Landwirtschaft ist eine Zustandsgröße) Eine ökologisch und ökonomisch angepaßte Landnutzung ist Voraussetzung für eine nachhaltige ländliche Entwicklung (Projektbereich Agrarwirtschaft / Bodenkunde)
  • Agrarnutzung

Ritualisierte Landwirtschaft ist ein Kriterium für nicht mehr sinnvolle Landwirtschaft

  • Bodennutzung
  • Rodung
  • ackerbauliche Betriebsflächen
  • Nutzungstypologien
  • Bewirtschaftungs-
    formen
  • Bewässerungs-
    landwirtschaft
  • Wasserverfügbarkeit
  • Wasserqualität
  • Bodenfruchtbarkeit
  • Technisierungsgrad
  • Möglichkeiten Betriebsmittel in der Region zu erwerben
  • Viehwirtsachaft
  • Anbauarten
  • Qualität des Saatgutes
  • Erträge
  • Erträge zu Aufwand
  • Beschäftigungs-
    struktur
  • Cash-crop-
    Produktion
  • Vermarktungssitua-
    tion für die erzeugten Produkte (Infrasturktur, lokale Märkte, Transport, Abnehmer etc.)
  • Kreditkonditionen
  • Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte

Bewässerungslandwirt-
schaft

  • Wasserverfügbarkeit




  • Wasserqualität




  • Eignung der Böden




  • ökonomische Aspekte der Vermarktungssitua-
    tion und Zugang zu Krediten




  • Akzeptanz von Bewässerung




  • Know-how


naturräumliche Bedingungen
  • Vegetation




  • Wasserpotential




  • Erosionen




Ritualisierte Landwirtschaft ist ein Kriterium für eine nicht mehr sinnvolle Landwirtschaft
  • Verhältnis landwirtschaftlicher Ertrag zu Aufwand

Gruppe Bewertungsgegenstand Leitvorstellungen Kriterien Indikatoren
Ressource Wasser
Die Nachhaltigkeit der Wassernutzung bemißt sich an der Erneu-
erungsrate (Hydrologe)
natürliche Wasserverfügbarkeit
  • klimatische Gegebenheiten
  • Niederschlag
  • Grundwasser-
    vorkommen
  • Oberflächenwasser
  • Wasserreservoirs
  • verschiedene Wassernutzungen



  • Trinkwasserqualität
  • z.B. Nitrat- und Chlorgehalt des Wassers
  • Versalzungsgrad
  • hydrochemische Inhaltsstoffe



  • Notwendigkeit der technischen Wasserverfügbar-
    machung und Wasserbereitstellung
  • Wasserbedarf



  • Wasserbereitstellung
    (Trinkwasser-
    erschließung)
  • Trinkwassererfassung oberflächennaher Wasser
  • nicht abgedeckte Schöpfbrunnen
  • offene Wasserlöcher / Tongruben
  • Wassertanks / Zisternen
  • See / Fluß / Staudamm



  • Wasserbedarf
  • drückt aus, welcher Menge Wasser es bedarf, um das Überleben sichern
  • bzw. eine Existenz aufbauen zu können
  • Bevölkerungszahl
  • Bewässerungs-
    landwirtschaft


Nachhaltigkeit der Wassernutzung
  • Wassernutzung
  • Trinkwasser-
    versorgung
  • Bewässerungs-
    landwirtschaft
  • Industrie

Für die Migrationsdynamik wurden folgende Kenngrößen (Indizes) gebildet:

a) nicht definiert

b) nicht definiert

c) Niederschlagsindex (NSIND): mittlere jährliche Niederschlagssumme

d) Bodenfruchtbarkeitsindex (FRBIND): prozentualer Anteil schlechter, mittlerer und guter Böden

e) Viehwirtschaftsindex (TIERRIND): Wert des Viehbestandes zur Einwohnerzahl

f) Pflanzenproduktionsindex (AGRARIND): Pro Kopf Agrarproduktion / Hektarertrag Reis, Mais, Bohnen, Maniok/Verkaufserlös einzelner Feldfrüchte

g) Urbanisierungsgrad (URBGR): Anteil der Bevölkerung in urbanen Räumen an der Gesamtbevölkerung / Siedlungsdichte

h) Bevölkerungsdichte (BEVDICH): Anzahl der Einwohner je Quadratkilometer

i) Entfernung zu Hauptstadt (ENTFHS): in Kilometer

j) Beschäftigungsindex (BEIND): Beschäftigte in Handelseinrichtungen zu Einwohnerzahl und Urbanisierungsgrad

k) Infrastrukturindex (INFIND): Anzahl der Stromanschlüsse zu Anzahl privater Haushalte und Urbanisierungsgrad sowie Entfernung zur Hauptstadt

l) Medizinischer Versorgungsindex (MEDIND): medizinisches Personal und Ärzte je 1000 Einwohner

m) Bildungsindex (BILIND): Schulen pro km2 Fläche und Anzahl der Gymnasien zu Urbanisierungsgrad

n) Landbesitzstrukturindex (BSTZIND): Anteil mittlerer, größerer (>500 ha) und kleinerer (<50 ha) Agrarbetriebe an landwirtschaftlicher Gesamtfläche

o) Finanzindex (FININD): (kommunale) Ein- und Ausgaben je Einwohner

p) Wasserversorgungsindex (WAVIND): Wasserleitungsnetz in Metern je km2 Fläche zu Wasseranschlüssen pro privaten Haushalt

(Vgl. WAVES-Statusbericht Fachbereich "Soziokulturelle Analysen", Band II, 1996, S. 25)


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