Tabelle A: Wanderungsbewegung (Migration)



Bedingung / Folge Rate / Zustandsgröße / Bezugspunkt
Name:

Erläuterung des
Begriffs:

  • Migration

Migration wird in drei Ebenen unterschieden:
- zirkuläre Migration(Familienverband)
- absolute Migration (linear)
- traditionelles Abwerben in Industrieregionen

Weiter können drei Grundtypen von Migration unterschieden werden:
1. Normale Arbeitsemigranten

1.1 zirkuläre Abwanderung für Saisonarbeit in der Landwirtschaft
1.2 temporäre Abwanderung vom Land in Stadt zwecks Arbeitssuche (z.B. Bauarbeit, saisonale Industrien, Hauswirtschaft ...)
1.3 Wanderungen in Modernisierungspools innerhalb der Region (z.B. Agrarreformdörfer, Kolonisationsprojekte, Bewässerungskooperationen, Agroindustrien)
1.4 Wechsel der Landstelle (Landkompensation, Heirat, Konflikte, Solidarität etc.)
2. Intraregionale Krisenkompensationswanderungen
(Klima, Politik, Wirtschaft etc.)

2.1 innerhalb der Verwandtschaftsnetze (familiale Solidarität in Krisenzeiten)
2.2 zeitweilige Land-Stadt-Wanderung zur ökonomischen Krisenbewältigung (in Klein- u. Mittelstädte, Metropolen)
2.3 Wanderung von Fazenda zu Fazenda (Landarbeiter)
3. Interregionale u. intersektorale Wanderung (Meint den bewußten Lebensweltwechsel aus den ländlichen sozialen Sektoren in die urbanen hinein.)
3.1 Vertreibung durch Modernisierung in der Agrarproduktion und durch Landspekulation (Nutzung auch marginaler Böden für Cash-crop-Plantagen o. zur Weidewirtschaft, Arbeitskräftereduzierung durch modernere Produktionsmethoden etc.)
3.2 Klimabedingte Abwanderung (Wassermangel, Ernte- und Versorgungsausfälle, strukturelle Krisen u.ä. als Auslöser)
3.3 Moderne Landfluchtbewegungen (durch generelle Abwertung ländlicher Lebensverhältnisse, regionale Disparitäten)
(vgl. Schreiben von Herrn Brühl vom 10.04.1996, S. 2f)

Migration wird von der ländlichen Bevölkerung als Lösungsstrategie angesehen, um (momentane) Probleme bewältigen zu können;
Abwanderung als traditionelles Lösungsmuster / als traditionelle Handlungsstrategie;
bei der zirkulären Migration handelt es sich um eine traditionelle Handlungsstrategie; über das gesamte Land gibt es familiär organisierte soziale Netze, die helfen, kurzzeitige Krisen zu überwinden
Migration ist gleichzusetzen mit Entwurzelung
Migration ist eine Form des Nomadentums
Abwanderung aufgrund von Abwerben in Industrieregionen findet seit dem 19. Jhd. statt


Abwanderungsrate
. . Migration ist eine .
Erläuterung der
Beziehung:
über das gesamte Land gibt es familiär organisierte soziale Netze, die helfen, kurzzeitige Krisen zu überwinden (zirkuläre Migration) (zirkuläre Migration ist) eine Folge von sozialen Strukturen

aufgrund sozialer und wirtschaftlicher Drucksituation, durch die Veränderung politischer Strukturen oder durch Abwerben wird Abwanderung verursacht
ein Beispiel: mit der Industrialisierung der Region Sao Paulo wurden große Bevölkerungsteile abgeworben, heute findet Abwerbung nach Fortaleza und Recife statt
Folge von sozialer und wirtschaftlicher Drucksituation sowie politischen Strukturen

die Hoffnung auf die Perspektive des ökonomischen "Bessergehens" ist für die Motivation des Abwanderns in eine größere Stadt ein wesentlicher Aspekt; sozialer Aufstieg durch Abwanderung; wird die Einkommenssituation aussichtslos eingeschätzt, kann sie Migration zur Folge haben Folge der Einkommenssituation

Trockenheit ist ein Auslöser für Migration;
Bevölkerung wandert zu Verwandten ab, die nicht in von Trockenheitskrisen betroffenen Regionen wohnen (zirkuläre Migration)
Folge von natürlicher Wasserverfügbarkeit (Trockenheit)

Projekte zur Seßbarmachung sollen der Migration entgegenwirken Folge von Seßbarmachung (Reduzierung von Migration)

Männer wandern ab und übernehmen danach nicht mehr die Versorgung der Familie; Nachzugsrhythmen finden kaum statt Bedingung für soziale Strukturen

Migration nimmt Einfluß auf die Bevölkerungszahl: die ländlichen Bevölkerungszahlen sind tendenziell rückläufig, jedoch wird die hohe Abwanderungsrate zum Teil durch eine hohe Geburtenrate aufgefangen Bedingung für Bevölkerungszahl


Bedingung / Folge Rate / Zustandsgröße / Bezugspunkt
Name:

Erläuterung des
Begriffs:

  • Seßbarmachung

gemeint sind Strategien, die das Bleibeverhalten der ländlichen Bevölkerung beeinflussen bzw. (staatliche) Maßnahmen, die dazu führen, daß die Abwanderung reduziert werden kann;
um Seßbarmachung umsetzen zu können, müssen die Bedingungen, die Migration fördern, minimalisiert werden;
Reintegration ist ein Synonym für Seßbarmachung



Seßbarmachung ist eine Rate 2. Ordnung zu Bevölkerungszahl
. . Seßbarmachung ist eine .
Erläuterung der
Beziehung:
die Sicherstellung der Wasserversorgung ist eine zentrale Voraussetzung für die Seßbarmachung Folge von Wasserbereitstellung

mit staatlichen Hilfsprogrammen (Projekte für: Arbeitsplätze, Landreform, Bildung, Gesundheit, infrastrukturelle Versorgung etc.) wird versucht, Seßbarmachung zu realisieren Folge staatlicher Hilfsprogramme Zuwanderungsrate

die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine damit verbundene verbesserte Einkommenssituation trägt zur Seßbarmachung bei Folge von Arbeitsplätzen

Projekte zur Seßbarmachung sollen der Migration entgegenwirken Bedingung für (reduzierte) Migration

durch Seßbarmachung können die sozialen Strukturen verbessert werden Bedingung für soziale Strukturen

durch Projekte zur Seßbarmachung (Ansiedlungsprogramme) kann die Bevölkerungszahl erhöht werden Bedingung für Bevölkerungszahl
Name:

Erläuterung des
Begriffs:

  • Bevölkerungszahl

die Bevölkerungszahl bezieht sich auf die Bevölkerung von Piauí, sie wird durch Ab- und Zuwanderungsrate sowie Geburten- und Sterberate beeinflußt;
Bevölkerungsentwicklung drückt das Dynamische in diesem Prozeß aus
die Bevölkerungszahl in Piauí stieg von 2,14 Mio. 1980 auf 2,58 Mio. 1990 (jährlicher Zuwachs von 1,73 %);
der Urbanisierungsgrad stieg in diesem Zeitraum von 42 % auf 53 %
insgesamt gibt es erhebliche Unterschiede in der Besiedlungsdichte der Region: während sie im Küstengebiet bei bis zu 100 Einwohnern je qkm liegt, leben im Südwesten auf gleicher Fläche nur 2 Personen, durchschnittlich liegt die Einwohnerdichte bei 10 EW/ qkm
(WAVES-Statusbericht Bd. I, S. 20)


Bevölkerungszahl ist eine Zustandsgröße, die auf den Raten Ab- und Zuwanderungsrate, Geburtenrate und Sterberate basiert
Bevölkerungsentwicklung = Rate
. . Bevölkerungszahl ist .
Erläuterung der
Beziehung:
die ländlichen Bevölkerungszahlen sind aufgrund der Migration tendenziell rückläufig, jedoch wird die hohe Abwanderungsrate zum Teil durch eine hohe Geburtenrate aufgefangen eine Folge von Migration

Seßbarmachung ist nur in Bezug auf Ansiedlungsmaßnahmen eine direkte Bedingung für Bevölkerungszahl eine Folge von Seßbarmachung

bei beschränkten Ressourcen nimmt die soziale und wirtschaftliche Drucksituation mit steigender Bevölkerungszahl zu eine Bedingung für soziale und wirtschaftliche Drucksituation

eine hohe Bevölkerungszahl bedingt einen hohen Wassergebrauch eine Bedingung für Wassergebrauch

über die Geburtenrate ist die soziale und wirtschaftliche Drucksituation eine der Bedingungen für den Anstieg der Bevölkerungszahl: "in Krisenzeiten werden die meisten Kinder geboren" über die Geburtenrate eine Folge sozialer und wirtschaftlicher Drucksituation

die Kindersterblichkeit ist in manchen Gebieten aufgrund der schlechten Qualität des Trinkwassers enorm hoch über die Kindersterblichkeit eine Folge der Qualität des Trinkwassers

"In Verbindung mit unterschiedlichen naturräumlichen Bedingungen ist die ungleiche Bevölkerungsverteilung zugleich Ursache als Folge ökonomischer Aktivitäten." (WAVES-Statusbericht Bd. I, S. 20)
Orte ökonomischer Aktivitäten sind attraktiv für Ansiedlungen
sowohl Folge als auch Bedingung für wirtschaftliche Strukturen


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